Inmitten: Benediktinische Impulse zum Godehardjahr
Inmitten des Lebens
Inmitten des Alltags, inmitten von Unruhe und Herausforderungen, inmitten komplexer Lebenswirklichkeiten nehmen wir uns Zeit zum Innehalten. Eine Stunde, um das Lot neu auszurichten. Eine Stunde, um uns an der benediktinischen Spiritualität zu inspirieren und zu erfahren, wie diese Quelle auch heute, auch jenseits der Klostermauern, tragen kann.
Das alte Mönchtum bietet eine Fülle von Zugängen und Anknüpfungspunkten, die wir in diesem Jahr auffächern und ins Heute übertragen möchten.
Im Gespräch mit Pater Dr. Mauritius Wilde OSB bringen monastisch-lebende Menschen aus der Breite des Bistums ihre ganz individuelle Idee des Monastischen und ihren persönlichen Erfahrungsschatz mit. Als Gesprächspartner sind ihnen unterschiedliche Personen des gesellschaftlichen Lebens zugeordnet, die aus ihrer ganz eigenen Erfahrungswelt auf diese Themen blicken.
Wir gehen der Frage nach, wie eine monastisch-genährte Grundhaltung heute dabei unterstützen kann, den Alltag in einem guten Gleichgewicht zwischen Ruhe und Aufbruch zu gestalten. Wie gelingt es, der eigenen work-life-balance eine spirituelle Dimension zu verleihen? Die Impulse und Gespräche bieten dazu Inspiration und laden zugleich ein, miteinander ins Gespräch zu kommen.
12 Impulse im Godehardjahr
Einmal pro Monat, immer sonntagabends von 19 bis 20 Uhr, besteht das Angebot einer einstündigen ZOOM-Sitzung mit Impuls und Dialog zu einem bestimmten Thema. Auf die Weise erfährt das Godehardjahr eine spirituelle, benediktinische Taktung. Die ZOOM-Teilnahme ist ganz unverbindlich möglich – ebenso wie die Möglichkeit, sich selbst mit einzubringen, oder nur zuzuhören.
Inmitten der Sprachlosigkeit: Singen (15.05.2022)
Der Hl. Benedikt empfiehlt in seiner Regel den täglichen Chorgesang. Wenn wir unsere Stimmen erheben – so der Ordensvater – dann verbinden sich unsere Stimmen mit denen der Engel. Das Singen gibt uns die Möglichkeit, sich in anderer, tieferer Weise auszudrücken.
RB, Kapitel 19
Im Gespräch mit Pater Mauritus Wilde OSB sind die Benediktinerin Sr. Debora Decker OSB und als weltlicher Gesprächspartner der Schauspieler, Sprecher und Sprechtrainer Sebastian Dunkelberg.
Inmitten der Selbstbezogenheit: Gastfreundschaft (19.06.2022)
Ein ganzes Kapitel widmet Benedikt in seiner Regel der Aufnahme von Gästen. Sie sollen „wie Christus“ aufgenommen werden. Die Offenheit für fremde Menschen war schon in der Antike nicht nur eine moralische Forderung, sondern lebenswichtig, um neue Impulse und neues Leben zu erfahren.
RB, Kapitel 53
Im Gespräch mit Pater Mauritius Wilde OSB sind zwei Frauen, die Orte der Gastfreundschaft leiten: Die Benediktinerin Schwester Maria Elisabeth OSB aus dem Kloster Marienrode und die Publizistin und Fotografin Stephanie Brall, die zusammen mit ihrem Mann Dirk Brall die Direktion des LÜCHTENHOF innehat.
Inmitten einer offenen Gesellschaft: ein heiliger Raum (17.07.2022)
Jedes Kloster hat eine „Klausur“, das heißt, einen geschlossenen Raum, der nur für die Gemeinschaft zugänglich ist. Nicht nur jede Gruppe, auch jeder Mensch braucht Räume, die reserviert sind für das Besondere. Eine Gesellschaft ohne heilige Räume und heilige Zeiten verflacht und verliert ihre Kraft. (RB, Kapitel 66)
Im Gespräch mit Pater Mauritius Wilde OSB sind die Karmelitin Sara Schlegel aus Hannover sowie Heiger Scholz, Staatssekretär im Nds. Ministerium für Soziales, Gesundheit, Gleichstellung und Leiter des Corona-Krisenstabes der Landesregierung.
Inmitten von Idealen: die Anerkenntnis der eigenen Bedürfnisse (07.08.2022)
Die Benediktsregel sorgt sich selbst um Dinge, die wir in einem spirituellen Text zunächst nicht vermuten, z. B. darum, dass man genug Zeit hat, auf die Toilette zu gehen. Nichts ist zu gering, dass es nicht einen guten Platz in unserem Leben haben darf. Im Kontakt mit den eigenen Bedürfnissen zu stehen, ist eine Voraussetzung, um mit Gott in Verbindung zu sein.
RB, Kapitel 8,4
Im Gespräch mit Pater Mauritius Wilde sind die Diplom-Psychologin Susanne Sabel, Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) des Bistums Hildesheim in Stade und Buchholz i. d. N., und Pater Meinrad Dufner OSB aus dem Kloster Münsterschwarzach.
Inmitten von Ungerechtigkeiten: heilende Konsequenzen (25.09.2022)
Das Verhalten des einzelnen hat Auswirkungen auf die Gemeinschaft. Das merkt man besonders in einem Kloster oder in einer Familie [und während einer Pandemie]. Wenn sich jemand zum Schaden der Gemeinschaft verhalten oder nicht an Abmachungen gehalten hat, soll das nach dem Heiligen Benedikt nicht unter den Teppich gekehrt, sondern angesprochen und dem einzelnen geholfen werden, heiler und echter zu werden.
RB, Kapitel 23 – 30
Inmitten der Unruhe des Alltags: Ruhepausen (23.10.2022)
Der benediktinische Tag ist ein strukturierter Tag. Es braucht Zeiten der Ruhe und des Innehaltens. Diese Zeiten widmet der Mönch in besonderen Weise dem Gebet. Jeder und jede braucht Pausen zum Atemholen.
RB, Kapitel 16
Im Gespräch mit Pater Mauritius sind dieses Mal die Äbtissin und Geschäftsführerin im Kloster Lüne, Reinhild Freifrau von der Goltz und Dr. Christian Heimann, IT-Manager in einem großen Auto-Konzern.
Inmitten unseres bewegten Lebens: Stabilität (20.11.2022)
Eines der spezifischen Gelübde der Benediktinerinnen und Benediktiner ist das Verspechen der „Stabilität“. Es vertraut darauf, dass der Ort, wo man gerade ist, gut ist, weil Gott da präsent ist. Es ist das Gelübde der Treue, das dem Menschen guttut und die Beziehungen erhält.
RB, Kapitel 58,17
Inmitten von Perspektivlosigkeit: Warten auf den kommenden Gott (18.12.2022)
Eine gewisse Hast ist in der Benediktsregel zu erkennen: „Herr, eile mir zu helfen“. Oft erinnert Benedikt daran, dass wir sterben werden. Das will uns keine Angst machen, sondern kann unser Leben dynamisieren und unsere Tage kostbar machen. Da ist noch etwas, das auf uns wartet; da will noch jemand kommen.
RB, Kapitel 18,1; 4,47; Prol 13.22.44
Inmitten von Sinnlosigkeit: gute Arbeit (22.01.2023)
„Ora et Labora“ ist das klassische Motto der Benediktiner. Arbeit ist dabei nicht als Maloche gesehen, sondern als etwas, das Sinn gibt und uns erfüllt. Benedikt und die alten Mönchsväter haben besonders die Handarbeit geschätzt.
RB, Kapitel 41,5; 48
Inmitten von Streit: die Fähigkeit zu vergeben (26.02.2023)
Man kann nicht in einer guten Beziehung leben, wenn man sich nicht immer wieder so annimmt, wie man ist, und sich auch vergibt. Benedikt erinnert daran, dass wir einander vergeben und den Frieden suchen sollen, so wie auch Gott uns vergibt und uns Frieden schenken will.
RB, Kapitel 4,73; 13,12-14
Pater Dr. Mauritius Wilde OSB ist dazu im Gespräch mit Dr. Christian Willmer, Rechtsanwalt und Oblate des Klosters Nütschau sowie Gregor Branahl, Leiter der Ehe-, Familien und Lebensberatungsstelle in Hannover.
Inmitten von Anonymität: Mut sich zu zeigen (26.03.2023)
Benedikt hat sein Kloster auf einen Berg gebaut, für alle sichtbar. Er will eine Gemeinschaft, in der man seine Talente entwickeln und der Gesellschaft und der Kirche zur Verfügung stellen kann. Wir dürfen uns zeigen, angstfrei, uns einbringen, weil wir dieses Licht nicht unter den Scheffel stellen müssen.
Vita Benedikts (Gregor der Große): 1,6
Pater Dr. Mauritius Wilde OSB ist dazu im Gespräch mit Kamaldulenserpater Fabian Boungard aus dem Kloster St. Romuald, Röderhof und Maren Trümper, Referentin für Personalentwicklung im Bistum Hildesheim.
Inmitten der Fragen: der Glaube an Gottes Gegenwart (23.04.2023)
Auch wenn wir nicht alle Antworten haben, wir sollen nicht aufhören zu fragen. Der Mönch, so Benedikt, soll immer ein Suchender sein; er soll Gott suchen – das ist das Aufnahmekriterium für junge Mönche. Denn Gott ist immer gegenwärtig, er lässt sich entdecken. Während wir ihn suchen, sucht er auch uns.
RB, Kapitel 19,6; 7,13; 58,7